Berichte 2019
Special Olympics Weltsommerspiele – Abu Dhabi 2019
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- Erstellt: Mittwoch, 03. April 2019 22:30
- Geschrieben von Ramona Bauer
Mandy ist am 08.03.2019 von Berlin nach Frankfurt am Main und von dort mit dem gesamten deutschen Team (163 Athleten, Trainer, Betreuer usw. ca. 260 Personen) mit einer eigenen Maschine nach Dubai geflogen. Es gab verschiedene Zubringerflüge, welche die Sportler aus Deutschland nach Frankfurt brachten. In Frankfurt gab es eine große Verabschiedung mit toller Stimmung.
Am 14.03.2019 fand ab 19.00 Uhr die Eröffnungsfeier statt – der Einmarsch der Athleten dauerte ganze 2 Stunden – 7000 Athleten aus 170 Ländern – es war der Wahnsinn. Die deutsche Mannschaft kam so im letzten Drittel – wir haben Mandy nur auf der Videoleinwand gesehen – mit dem Handy in der Hand und mit strahlendem Gesicht.
Der Einmarsch muss für die Athleten gewaltig gewesen sein – Mandy erzählte mir später, dass sie nach der Mami gerufen hätte. Man kann nur erahnen, was da in ihr vorgegangen ist. Emotionen pur.
Ab dem 09.03.2019 hatte die deutsche Mannschaft dann ein sogenanntes Host Town Programm – ankommen, einleben, kennenlernen. Es wurde eine internationale Schule, eine deutsche Schule und die deutsche Botschaft besucht. Die Stimmung war immer sensationell – auch wir konnten und können diese Besuche nur online verfolgen, auf der Special Olympics Seite bei Facebook und bei YouTube. Noch immer werden wieder neue Videos eingestellt. Es müssen gewaltige Erlebnisse für die deutsche Mannschaft gewesen sein.
Am 15.03.2019 begannen dann die Wettkämpfe für die Rollerskater.
Die Klassifizierungen wurden schon in Deutschland gelaufen, so dass in Abu Dhabi nur noch die Finalläufe anstanden.
Mandy hatte beim 1000 m und 500 m Lauf nur zwei weitere Läuferinnen am Start. Beim 1000 m Lauf eine Koreanerin und eine Niederländerin und bei den 500 m zwei Koreanerinnen.
Der erste Start waren die 1000 m – und die Aufregung groß – bei uns mehr als bei Mandy. Sie hat einen 1a-Start hingelegt und ihren Lauf taktisch klug und absolut überlegen absolviert. Sie hat sehr zeitig bemerkt, dass die Beiden keine Chance haben und konnte somit ohne Risiko ihren Lauf beenden.
Was wir dabei empfunden haben – während des Laufes und beim Überfahren der Ziellinie kann ich nicht beschreiben – nach dem Zeil fiel bei uns die Anspannung ab, Freude, Tränen – alles. Auch Mandy war aus dem Häuschen – denn sie hatte das erste Gold für Deutschland geholt. Sie wurde sofort zum Fotoshooting geholt (was ihr peinlich war), aber das [erste] Foto sagt eigentlich alles.
Am nächsten Tag kam der 500 m Lauf. Da wir die zweite Koreanerin nicht kannten, habe ich Mandy gesagt, dass sie scheinbar sehr schnell ist und sie alles in Start legen soll – ja und das hat sie natürlich umgesetzt und ihr zweites Gold geholt.
Beim Umarmen hat sie dann gesagt, ich hätte gelogen – so schnell war die Koreanerin ja gar nicht. Hm – Glück gehabt.
Am dritten Tag wurden dann die Staffeln gelaufen – Deutschland hatte sich entschieden, alle 4 Athleten zu einer 4 x 100 m Staffel zu melden. Das Leistungsniveau der 4 Athleten geht sehr weit auseinander. Die Startläuferin, Steffi, 38 Jahre, fährt zwar schon viele Jahre Inliner – aber in einer Leistungsklasse von 5 – 6, sehr langsam. Die beiden Jungs sind etwas schneller unterwegs. Es waren nur drei Staffeln gemeldet, so dass Bronze sicher war, wenn kein Wechselfehler etc. passiert. So war es dann auch, dass was Steffi als Startläuferin an Zeit verloren hat, konnte Mandy als Schlussläuferin nicht aufholen, sie ist wie ein Blitz über die Bahn gejagt, eine halbe Runde länger und Mandy hätte die Niederländerin geholt.
Eine der drei Mannschaften war aus Indien/Barat, nur Jungs mit klassischen Rollschuhen (!), und die andere Mannschaft aus den Niederlanden. Die Mannschaft aus Barat hatte schon im Klassifizierungslauf – dieser wurde vor Ort ausgetragen – einen Wechselfehler begangen. Sie wurden trotzdem zum Finale zugelassen. Ja – was soll man sagen – auch im Finale sollte die Mannschaft einen Wechselfehler begehen. Die Mannschaft wurde disqualifiziert und Deutschland hatte Silber. Jetzt war die Freude natürlich groß – vor allem bei Steffi, welche in ihren Einzeldisziplinen keine Chance auf eine Medaille hatte.
Nach den Wettkämpfen hatten unsere Rollerskater Freizeit. Wir besuchten gemeinsam die Ferrari World und das Falkenhospital. Sehr unterschiedliche Attraktionen – aber beides ein Erlebnis.
Die Mannschaft war auch noch im Wasserpark – einfach nur Spaß haben.
Zur Abschlusszeremonie waren die Athleten von Anfang an mit im Stadion. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, es wurde getanzt und gesungen, man muss es erlebt haben, es war einfach nur sensationell – mit einem tollen Feuerwerk.
Die Eindrücke, welche wir sammeln durften, sind ein absolutes Geschenk und werden für immer unvergessen sein.
Mandy hat es sicher in ihrer Persönlichkeit stark geprägt. Auch wenn wir vor Ort waren, war es doch ihre erste große Reise allein – sie ist z. B. noch nie geflogen. Sie hat Freundschaften geknüpft, die Athleten sind sich völlig unkompliziert begegnet. Sie ist vielen wertvollen Menschen begegnet – sei es aus der Politik aus Deutschland oder aus Amerika – z. B. Timothy Shriver, Neffe von Frau Eunice Shriver, einer Schwester von John F. und Robert F. Kennedy, welche Special Olympics vor 50 Jahren gegründet hat.
Sie wird sicherlich alles in guter Erinnerung behalten und noch vielen Menschen von ihren Erlebnissen erzählen dürfen.
Wir sind dankbar, dass Mandy uns die Teilnahme an den Weltspielen ermöglicht hat und mega stolz auf Mandy.